Die CDU hatte in die neue Geschäftsstelle eingeladen, um über das Thema Verkehr zu informieren und mit interessierten Bürgern zu diskutieren.
Von Philipp Nieländer für TME
Als die CDU kürzlich die neue Geschäftsstelle an der Neanderstraße eingeweiht hat, kündigte die Vorsitzende Gabriele Hruschka an, künftig regelmäßig Bürgerdialog-Veranstaltungen in den Räumlichkeiten veranstalten zu wollen. Nun gab es die erste Veranstaltung – und das direkt zu einem „heißen“ Thema: Verkehr in Mettmann.
Dass das Thema vielen Mettmannern unter den Nägeln brennt, wurde bereits an der Zahl der Gäste: Rund 30 Bürger kamen – und hatten vor allem Frust im Gepäck.
Nicht alles ist schon entschieden
Ute Stöcker leitete für die CDU ins Thema ein und erinnerte daran, „dass die CDU sehr dafür gekämpft hat, dass es nicht zu einer kompletten Netztrennung kommt“. So habe man auch abgestimmt – aber man sei unterlegen. „Jetzt müssen wir mit der Situation umgehen“, so Stöcker. Man brauche sich jetzt nicht mehr darüber zu unterhalten, wie man die Netztrennung rückgängig machen könne. Auch wenn dieses Thema grundsätzlich entschieden sei, so die Planungsexpertin der CDU, gebe es noch viele offene Fragen, über die man diskutieren könne und müsse. Da sei vor allem das Problem des Verdrängungsverkehrs – heißt: Der an einigen Stellen verdrängte Verkehr sucht sich neue Wege – täglich zu sehen beispielsweise auf der Nordstraße, aber auch auf der Goldberger Straße. Auch die Themen Ampelschaltungen und Fahrradverkehr seien große Komlexe, die an nun angehen müsse. „Wir sind alle keine Fachplaner“, machte Stöcker deutlich. Man erwarte daher klare Aussagen der Verwaltung und hoffe, dass der Rest des Verkehrsgutachtens bald vorgelegt werde, „damit wir endlich anfangen können. Stellschrauben zu setzen“.
Christian Caspar, seit 2017 Vorsitzender des Ausschusses für Planung, Verkehr und Umwelt, gab zu, dass ihm erst nach und nach bewusst geworden sei, wie verfahren im wahrsten Sinne des Wortes die Situation sei. „Wenn wir einfach so weitermachen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis der Verkehrsinfarkt eintritt.“ Und wenn man an einer Stelle für Entlastung sorge, komme es an anderer Stelle zu mehr Belastung. Man müsse zu grundsätzlicheb Veränderungen kommen und breiter denken – beispielsweise bei den Themen ÖPNV und Fahrradverkehr.
Die Umsätze sind zurückgegangen
Danach startete die Diskussion. Ernst-August Kortenhaus sagte, dass er als Geschäftsmann zwar grundsätzlich froh und dankbar über eine Beruhigung der Innenstadt sei – man aber feststellen müsse, dass die Verkehrsberuhigung auch zu einer Beruhigung bei den Fußgängern geführt habe. Heißt: Die Kundenfrequenz und damit auch die Umsätze seien zurückgegangen. Und zwei Kilometer Umweg zu fahren, um – vermeintlich – die Luftqualität zu verbessen, könne doch irgendwie nicht die Lösung sein. „So große Umwege sind den Bürgern in einer so kleinen Stadt nicht zuzumuten.“ Und es sei ein großes Problem, dass es in der Poststraße – die Einbahnstraße wird künftig umgekehrt – nicht ausreichend Parkplätze gebe. Er befürchtet: Man fährt in die Breite Straße, findet dort keinen Parkplatz, biegt in die Poststraße ab und findet dort ebenfalls keinen Stellplatz – und dann wird entnervt aufgegeben.
Gabriele Hruschka erläuterte, dass die Johannes-Flintrop-Straße – von Wülfrath kommend – ja zur Sackgasse werde und dort auch Parkmöglichkeiten geschaffen werden sollen. Der Wunsch von Mettmann-Impulse sei gewesen, schon jetzt einen Parkstreifen einzurichten.
Fünf Minuten Fußweg – zumutbar?
Renate Stricker, die am Goldberg wohnt, meint, dass fünf Minuten Fußweg doch durchaus zumutbar seien. „Der Mettmanner fährt zu viel.“ Sie sei für die Netztrennung. „Ich empfinde es als Segen, in aller Ruhe durch die Stadt gehen zu können.“ Was Stricker nicht versteht, ist der Sinn und Zweck des Verkehrsentwicklungsplans. „Was hat der nun gebracht…?“
Ein Anwohner aus Mettmann-Süd berichtete von seinen Erfahrungen, mit dem Auto über Berg- und Bahnstraße in Richtung Königshof-Galerie zu fahren. Es komme zu massiven Staus, weil Busse aus der Breite Straße rausdrängen und es an der Talstraße keine Busbucht mehr gebe. „Was da in der Zwischenzeit an Abgasen in die Luft gepustet wird … “ Und auch für Radfahrer sei die Situation alles andere als komfortabel.
Treffen mit den Edelweiss-Radfahrern
Christian Caspar berichtete von einem Treffen der CDU mit dem Radsportverein Edelweiss. Man habe sich gemeinsam Gefahrenstellen und Problempunkte angeschaut. Es sei irgenwie nicht nachvollziehbar, so Caspar, dass ein Radfahrer von der Schwarzbachstraße bis zur Nordstraße fünf Ampeln passieren müsse. „Das ist ein schlechter Witz. An Fahrradfahrer wurde da bei der Planung offenbar kein Gedanke verschwendet.“
Ein anderes Ärgernis: der hohe Anteil der Rheinbahn-Diesel-Busse. Hruschka berichtete, dass das Verkehrsnternehmen zugesagt habe, ab Ende 2018 verstärkt Busse, die der Euro-6-Norm entsprechen, einzusetzen. „Es kann nicht sein, dass im Kreis Mettmann die Busse eingesetzt werden, die in Düsseldorf nicht mehr gebraucht werden.“ Für Elektrobusse, wie die Rheinbahn sie in der Landeshauptstadt einsetzen will, sei der Kreis Mettmann zu groß – die Strecken zu lang. „Dafür fehlt noch die Infrastruktur“, so die CDU-Vorsitzende.
Der zweite Schritt vor dem ersten …
Auf den Vorwurf, man schaffe vollendete Tatsachen und fange dann erst an, zu planen, sagte Ute Stöcker, dass sie es auch so empfinde, dass die Netztrennung der zweite Schritt vor dem ersten sei. Darum habe man aber dann auch – gemeinsam mit der SPD – ein Verkehrsgutachten eingefordert. „Aber ich gebe Ihnen recht. Das hätte es Jahre eher geben müssen. Jetzt haben wir aber die Folgen – das ist ärgerlich für die Bürger und den Einzelhandel.“
Natürlich wurde auch die B7n thematisiert. „Die hätte viel Verkehr aus der Innenstadt rausgenommen …“ Dann ging es wieder zu Themen, die sich vielleicht realisieren und verbessern lassen: die Beschilderung und ein Update der Software von Navigationssystemen. Caspar machte darauf aufmerksam, dass durch die Lkw-Maut, die künftig auf dem Südring durch einen Maut-Blitzer erhoben wird, noch mehr Schleichverkehr geben werde.
Tempo 30? Vorerst nicht …
Eine Anwohnerin der Nordstraße berichtete von der Situation auf ihrer Straße – mit Schwerlastverkehr und 16 Bussen pro Stunde. „Die Straße ist wie ein enger Schlauch. Die Abgase stehen dort.“ Wie es denn mit Tempo 30 sei, wollte sie wissen. „Wir haben Tempo 30 vor einigen Jahren abgeleht“, so Ute Stöcker – aber mit der Maßgabe, mit Öffnung der Seibelquerspange das Thema noch einmal neu zu überdenken. Nun sei im Planungsausschuss der Vorschlag, gleich mehrere Tempo-30-Zonen in der Innenstadt einzurichten, gekommen. „Wenn wir so etwas beschließen sollen“, so Stöcker, „müssen wir aber wissen, was das für Auswirkungen hat. Mit Tempo 30 verändern sich die Verkehrsströme.“ Daher werde man das erst entscheiden, wenn alle Punkte aus dem Verkehrsgutachten abgearbeitet seien.
Mehre Bürger forderten, dass man jetzt handeln müsse. „Die Stadt ist doch jetzt schon tot.“ Viele Mettmanner würden schon jetzt lieber nach Wülfrath fahren.
So zog sich die Diskussion über gut zwei Stunden hin – mit wenig wirklich neuen Erkenntnissen und Lösungsansätzen, aber vielen notierten Sorgen und Nöten der Bürger.