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„Der Beanstandung liegt keine Anhörung des Einzelhandels zu Grunde“

Ernst-August Kortenhaus wendet sich an Bürgermeister Thomas Dinkelmann. In seinem Schreiben begründet er ausgiebig, warum die teilweise Aufhebung der Netztrennung wichtig für den Einzelhandel wäre.

 

Von Philipp Nieländer für TME

 

Die Mitglieder der Familie Kortenhaus sind seit mehr als 200 Jahren und sechs Generationen als Uhrmacher, Goldschmiede und Juweliere in Mettmann tätig. Das Geschäft befindet sich an der unteren Johannes-Flintrop-Straße – also direkt in dem Bereich, der sich durch die Netztrennung in den vergangenen Monaten massiv gewandelt hat. Ernst-August Kortenhaus, selbst über viele Jahre für die CDU im Rat der Stadt Mettmann, hat nun einen offenen Brief an Bürgermeister Thomas Dinkelmann geschrieben, der den politischen Beschluss, die Netztrennung teilweise wieder aufzuheben, beanstandet hatte (Taeglich.ME berichtete).

 

„Zunächst einmal möchten wir Einzelhändler uns bei Ihnen und den Beschlussgremien des Rates für die Auslagerung des Durchgangsverkehrs und die Beruhigung der Innenstadt bedanken“, so der Seniorchef, der das Geschäft mittlerweile an seinen Sohn Andreas übergeben hat. „Allerdings hätten wir uns eine Gestaltung – wie versprochen – als gleichberechtigte Verkehrsfläche, wie beispielsweise die Straße Am Königshof, erhofft.“ Mit der Netztrennung sei man „kalt überrascht“ worden, schreibt Kortenhaus. „Wir danken den Parteien, die diesen Fehler jetzt reparieren wollen und möchten Ihrer Beanstandung deutlich widersprechen.“

 

Kortenhaus: Der Parksuchverkehr hat zugenommen

 

Kortenhaus führt in seinem Schreiben „einige bedenkenswerte Punkte“ an. So sei Mettmann im Kreis die Stadt mit den wenigsten oberirdischen bzw. offenen Parkflächen. Zudem sei das einzige Parkhaus aus Richtung Mettmann-Süd, Gruiten, Haan, Hochdahl und Erkrath das der Königshof-Galerie – „also weit vom Jubiläumsplatz und seinen umliegenden Angeboten entfernt“, so Kortenhaus. Der Umweg zu den Parkhäusern am Jubiläumsplatz aus den genannten Richtungen betrage – hin und zurück – annähernd sechs Kilometer, also bei zwei (Markt-)Besuchen pro Woche ca. 600 Kilometer im Jahr.

 

Der Parksuchverkehr habe zugenommen, hat Kortenhaus beobachtet, während die Auslastung der Parkhäuser am Jubiläumsplatz deutlich abgenommen habe. Eine weitere Beobachtung von Kortenhaus: Die bereits vorgenommene auf 20 km/h zeige „deutliche Wirkung“. „Fußgänger und Autofahrer nehmen Rücksicht aufeinander.“ Für den Geschäftsmann ein eindeutiges Signal dafür, dass auch eine Shared-Space-Zone funktionieren würde.

 

„Eine sehr simple, ungeprüfte Aussage“

 

Die von Dinkelmann in der Beanstandung genannten Gründe kann Kortenhaus teilweise nicht nachvollziehen. „Die von Ihnen angekündigte Forderung der Bezirksregierung nach Rückzahlung des Zuschusses bei einer eingeschränkten Öffnung erscheint uns, mit Verlaub, we eine sehr simple, ungeprüfte Aussage.“ Die vom Bürgermeister ebenfalls als Grund angeführten erforderlichen neuen Umbauten seien nicht ersichtlich und müssten deutlich konkretisiert werden.

 

Der Beanstandung liege zudem keine Anhörung des betroffenen Einzelhandels zu Grunde, kritisiert Kortenhaus. Im Gegenteil erwecke der Bürgermeister den Eindruck, dass ihm der Einzelhandel am Jubiläumsplatz, in der Breite-, Johannes-Flintrop- und Poststraße nicht sehr wichtig sei.

 

Sein Appell an den Bürgermeister: „Bedenken Sie bitte, dass der individuelle, inhabergeführte Einzelhandel einer Mittelstadt nicht nur eine Versorgungsfunktion, sondern auch eine kulturelle, kommunikative Aufgabe erfüllt, die in Zeiten von Amazon, Filialisten und Co. immer schwieriger zu lösen ist.“