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Mettmann-Impulse organisiert Weinsommer nicht mehr

Organisationsleiter Jens-Christian Holtgreve nennt als Grund die stetig steigenden Sicherheitsauflagen, durch die in diesem Jahr rund 80 Prozent der Sitzgelegenheiten weggefallen wären. "Dann ist das nicht mehr mein Weinsommer", so Holtgreve, der sich mehr Dialog statt Auflagen gewünscht hätte.

 

Von Philipp Nieländer für TME

 

Jens-Christian Holtgreve ist jemand, der fast immer ein Lächeln auf den Lippen hat, der immer gern einen Scherz macht. Eigentlich. Heute Nachmittag bei der von Mettmann-Impulse einberufenen Pressekonferenz war er still und in sich gekehrt – und kämpfte am Ende erfolglos gegen ein paar Tränchen. Dass ihm die Entscheidung, als Organisationsleiter des Weinsommers zurückzutreten, schwer gefallen ist, war nicht nur sichtbar, sondern auch spürbar.

 

So übernahm zunächst Andreas Konrad, Sprecher der Werbegemeinschaft, das Wort: „Wir haben mit Jens-Christian gelitten, geredet, alles von rechts auf links gedreht – aber wir können seine Entscheidung verstehen und tragen sie mit.“ Gründe seien, so Konrad, „die stetig steigenden Sicherheitsauflagen“ – und auch ein „unkooperativer Umgang miteinander“. Er habe zahlreiche Gespräche mit der Verwaltung – auch in ganz kleiner Runde – geführt, sei aber zu keinem tragfähigen Ergebnis gekommen. „Weinfeste gibt es wie Sand am Meer“, so Konrad. „Aber den Weinsommer gibt es nur einmal.“ Er sei in den letzten neun Jahren mit ganz viel Liebe und Leidenschaft ehrenamtlich organisiert worden. Aber man müsse auch sagen, „dass man als Verein nichts mehr allein stemmen kann“. Entscheidend seien Kompromisssuche und -fähigkeit. „Dialog, Transparenz und Konsens – ohne das wird es nicht gehen“, sagt der Vorstandssprecher. Das habe in den ersten Jahren des Weinsommers auch sehr gut funktioniert. „Seit 2017 ist aber etwas reingekommen, was nicht gut ist.“

 

Weinsommer ist offiziell eine „Großveranstaltung“

 

„Natürlich liegt uns die Sicherheit unserer Besucher am Herzen und hat oberste Priorität“, so Holtgreve. Und man habe in der Vergangenheit auch immer alles getan, um diese Sicherheit zu gewährleisten. „Ich lade immer gerne meine Familie und Freunde auf den Weinsommer ein. Das würde ich ja nicht tun, wenn ich dabei ein schlechtes Gewissen hätte.“ Für den Weinsommer 2017 im Rahmen der Tour de France sei dann erstmals ein umfangreiches Sicherheitskonzept gefordert worden – und der Weinsommer sei von der Stadt als „Großveranstaltung“ im Sinne eines vom NRW-Innenministerium veröffentlichten Orientierungsrahmens kategorisiert worden – auch wenn die dort genannten 100.000 Besucher täglich bzw. 5000 Besucher gleichzeitig beim Weinsommer bei weitem nicht erreicht werden. „Wir haben 600 Sitzplätze“, so Holtgreve. Rechne man noch die Besucher dazu, die in Stoßzeiten stehen, komme man vielleicht auf 1000 Besucher gleichzeitig.

 

Genau die Sitzplätze wären in diesem Jahr das Haupt-Problem geworden. „Wir hätten mehr Abstand zu den Fassaden und Rettungswege freihalten müssen“, so Holtgreve. „Rund 80 Prozent der Sitzplätze wären so weggefallen. Mit etwas Glück hätten wir vielleicht 100 Plätze am anderen Ende des Marktes retten können.“ Holtgreve: „Das wäre dann aber nicht mehr der Weinsommer gewesen, wie ich ihn mir vorstelle.“ Und auch die Winzer hätten signalisiert, unter diesen Bedingungen nicht mehr nach Mettmann kommen zu wollen.

 

„Ich habe das all die Jahre ehrenamtlich aus Spaß und Freude gemacht“, sagt Holtgreve. „Aber so, wie ich es mir vorstelle, kann ich es nicht mehr machen.“ Zwischen den Zeilen ist herauszuhören, dass sich Andreas Konrad und Jens-Christian Holtgreve einen anderen Umgang – und eine andere Wertschätzung – seitens der Stadt gewünscht hätten. „Wir waren und sind gesprächs- und kompromissbereit. Aber Dialog bedeutet, dass man Argumente austauscht und nicht eine Seite die Spielregeln in Form von Auflagen vorgibt und die andere Seite das umzusetzen hat.“

 

Stadt preschte mit eigener Mitteilung vor

 

Bereits kurz vor der Pressekonferenz, in der Mettmann-Impulse heute Nachmittag über die Entscheidung informierte, hatte die Stadt eine eigene Pressemitteilung herausgegeben, in der mitgeteilt wurde, dass Bürgermeister Thomas Dinkelmann mit großem Bedauern zur Kenntnis nehme, dass Mettmann-Impulse den Weinsommer nicht mehr durchführen werde. Dinkelmann will nach eigenem Bekunden „nun alles daransetzen, dass das beliebte Fest in diesem Jahr und auch künftig in gewohnter Atmosphäre und so erfolgreich wie bisher auf dem Markt veranstaltet wird“.

 

„Der Weinsommer ist neben dem Heimatfest, dem Schützenfest und dem Blotschenmarkt das herausragende Fest im Mettmanner Veranstaltungskalender. Das soll und wird auch so bleiben“, sagt Bürgermeister Dinkelmann. Sein Dank gelte Mettmann-Impulse und vor allem dem Organisationsleiter Jens-Christian Holtgreve, der einst nicht nur die Idee zu dem Weinfest entwickelt, sondern auch das Konzept erfolgreich fortgeschrieben habe.

 

Der Mettmann-Impulse-Vorstand denkt nun über eine alternative Veranstaltung statt – beispielsweise über ein Herbstfest. Der Blotschenmarkt, den Mettmann-Impulse ebenfalls veranstaltet, sei von der Weinsommer-Entscheidung nicht betroffen. „Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe“, so Andreas Konrad.