Der Vorstand von Mettmann Impulse ist erschreckt über die Stellungnahme von Thomas Dinkelmann nach der Demonstration vom Samstag. Um den Bürgermeister verstehen zu können, stellt die Händlergemeinschaft in einem offenen Brief Fragen - und spricht eine Einladung aus.
Von Philipp Nieländer für TME
„Sie sind unser erster Bürger. Sie sind derjenige, der den Takt vorgibt. Wir laden Sie recht herzlich ein, am Samstag, 23. März 2019 ab 12 Uhr am Königshofplatz. Gestalten Sie mit uns gemeinsam unser buntes Mettmann.“ Diese Einladung spricht der Vorstand der Werbegemeinschaft Mettmann Impulse in einem offenen Brief an Bürgermeister Thomas Dinkelmann aus.
Der Inhalt des offenen Briefes (im Wortlaut):
Ihre Stellungnahme zu Ihrem Vorgehen im Zusammenhang mit dem Aufmarsch der Rechtsextremisten am vergangenen Samstag hat uns richtig erschreckt. Wir haben einige Momente versucht, zu verstehen, aber es ist uns nicht gelungen. Sie entmündigen die Bürger Ihrer Stadt, jedenfalls aus unserer Perspektive. Also schreiben wir, weil wir die Dinge gerne verstehen wollen.
Offenkundig ist es so, dass die überwiegende Mehrheit der Bürger*Innen, die Mehrheit der Parteien und auch wir der Auffassung sind, dass ein Bürgermeister die Menschen seiner Stadt über das Vorhaben einer solchen extremen Gruppierung informieren sollte. Sie haben nicht nur im Vorfeld anders entschieden. Sie haben am Dienstag, 19.03. erklärt, Sie würden wieder so handeln, um Schaden von der Stadt abzuwenden. Nun möchten wir ausdrücklich die Bewertung dessen, was Schaden für unsere Stadt bedeutet, Anderen überlassen.
Es ging und geht nicht darum, proaktiv einen Widerstand zu organisieren, wie Sie im WDR-Beitrag formuliert haben. Es ging und geht darum, uns alle einfach nur zu informieren.
Lassen Sie uns also bitte noch einmal fragen, weil wir es an sich gar nicht glauben können: Würden Sie uns, Ihre Bürger, bei einem nächsten Mal, wenn es wieder so kurzfristig passiert, tatsächlich nicht über einen bevorstehenden Aufmarsch von radikalen Rechtsextremisten informieren?
Halten Sie das für ein freiheitliches, demokratisches Vorgehen? Trauen Sie uns Bürgern keine Eigenverantwortung zu?
In unserer Innenstadt gehen viele Mitbürger ihren alltäglichen Beschäftigungen nach. Seit vergangenen Samstag und Ihrer Stellungnahme vom Dienstag ist deren Alltag nicht mehr der gleiche wie vorher. Denn sie müssen befürchten, dass sich die Bilder wiederholen: Uniformierte, trommelnde Rechtsextremisten mit dunkelgrünen Fahnen, die skandierend an Büros, Geschäften und Praxen vorüberziehen. Was sollen wir, der Vorstand von Mettmann-Impulse e.V. unseren Mitgliedern sagen, wenn sie uns fragen: Was können wir eigentlich dagegen tun?
In den sozialen Netzwerken waren schauerliche Bilder zu sehen. Mettmann als Kulisse für rechtsextremen Aufmarsch. Die, die dort marschiert sind, haben anschließend gefeiert, man sei durch ein wunderbar ruhiges Mettmann gezogen, ohne jeden Widerstand. Gestatten Sie uns hier bitte ein persönliches Wort: „Wir fanden das grauenhaft.“
Sehr geehrter Herr Dinkelmann, wie werden diese Leute Ihre Aussage, Sie würden wieder so handeln, wohl bewerten? Genau. Und hier trennen sich scheinbar unsere Gedanken. Denn uns geht es um Demokratie, um Werte und um Haltung. Wir glauben, dass wir unsere Haltung deutlich machen müssen, um Vielfalt, Toleranz und Miteinander auch in Zukunft leben zu können. Wegschauen ist keine Option, Angst kein Wegweiser. Was sollen die Menschen, die in der Innenstadt Ihre Geschäfte betreiben, tun, wenn sich die Dinge wiederholen?
Sollen Sie ihre Läden, ihre Büros, ihre Praxen abschließen und abhauen, um den Anblick nicht ertragen zu müssen? Sollen sie alleine aufbegehren, weil sie es im Wortsinn nicht ertragen?