Weil die Breite Straße nicht mehr von schwereren Lastwagen befahren werden darf, haben mehrere Händler Probleme mit den Waren-Lieferungen.
Philipp Nieländer für TME
„Es sind zwei kleine Schilder, die Axel Ellsiepen Sorgenfalten bereiten. Sie stehen seit Ende letzten Jahres an der Ecke Breite Straße / Talstraße und verbieten Lastwagen, die schwerer als 7,5 Tonnen sind, die Durchfahrt. Was auf den ersten Blick vernünftig wirkt, um den Innenstadtbereich zu entlasten, sorgt bei mehreren Innenstadt-Händlern für massive logistische Probleme, wie der Inhaber der Bovensiepen GmbH und des angrenzenden Kochshops gestern im Bürgerausschuss berichtete.
Ellsiepen hatte bereits im Vorfeld des Ausschusses Unterschriften von 15 weiteren betroffenen Händlern und Gastronomen gesammelt. In der Sitzung erläuterte der Geschäftsmann dann noch einmal ausgiebig die Problematik: „Eines Morgens erhielt ich den Anruf einer Spedition, dass man mich nicht beliefern könne“, erinnert sich Ellsiepen. „Ich war erst einmal sehr verwundert und dachte, dass das bestimmt eine Ausrede ist, weil der Fahrer die Tour nicht geschafft hat.“ Als sich Ellsiepen die Situation vor Ort anschaute, erkannte er schnell das Problem: Weil die Zufahrt in die Breite Straße für Lastwagen über 7,5 Tonnen verboten wurde, müssten die Fahrzeuge, die palettenweise Bürobedarf anliefern, weit entfernt abgestellt werden, denn auch die Ladezone am Königshof darf von solchen Fahrzeugen nicht angefahren werden.
Wenig Verständnis in der Verwaltung
Ein Geschäft könne man nicht mit 20-Kilo-Paketen, die ein Paketdienst anliefert, bestücken. „Ich lade Sie gern ein, acht Paletten Kopierpapier auf dem Hubwagen von der Schwarzbachstraße bis zu meinem Laden an der Mühlenstraße zu ziehen“, sagte Ellsiepen in Richtung Politik und Verwaltung. Aus dem Rathaus hatte er im Vorfeld die Antwort bekommen, dass die Poststraße, wo der Lieferverkehr abließen müsse, nicht für so schwere Fahrzeuge ausgelegt sei und die Lieferanten dann eben geeignete Fahrzeuge einsetzen müssten. Man würde höchstens in begründeten einzelnen Sonderfällen Anträge auf Ausnahmen prüfen.
Das sei realitätsfern, so Ellsiepen. Das könne kein Lieferant leisten – jedenfalls nicht zu einem vernünftigen Preis. Und wenn man die Warenbezugskosten so nach oben setze, habe das fatale Auswirkungen auf die Innenstadt. Die Frequenz sei nach den ganzen Baustellen nicht besser geworden – im Gegenteil, so Ellsiepen. Der Standort breche derzeit zusammen. Insofern müssten die Geschäftsinhaber bzw. ihre Lieferanten derzeit regelmäßig gegen die Verkehrsregeln verstoßen.
Weitgehende Zustimmung aus der Politik
Zustimmung gab es für Ellsiepen aus weiten Teilen der Politik. Er könne das nachvollziehen, sagte Axel Freiherr von Fürstenberg (CDU). Die Stadtverwaltung mache es sich zu einfach, wenn sie sage, dass dann eben kleinere Fahrzeuge genutzt werden müssten. Man könnte ja über bestimmte Anlieferungszeiten nachdenken – in denen dann auch ein Abfluss über die Johannes-Flintrop-Straße möglich sei. Das sei ein „Riesen-Problem“, über das man reden müsse, meinte auch Andrea Rottmann (SPD), die sich fragte, wie das denn in anderen Städten funktioniert. Christoph Hütten (Grüne) zeigte sich hingegen erschrocken über den Vorstoß, den Bereich wieder für den Schwerlastverkehr zu öffnen. Das führe das beschlossee Konzept der Innenstadt-Entlastung ad absurdum. „Es war aber nie das Ziel, den Einzelhandel zum Erliegen zu bringen“, konterte Florian Peters (SPD). Man müsse einen Mittelweg finden. Richard Bley (CDU) merkte an, dass man sicherlich keine Nachmieter für das jetzt schon leerstehende Maßlos-Ladenlokal und das künftig leerstehende Deichmann-Ladenlokal finden werde, wenn man in der Gesamtkostenrechnung feststelle, dass man jede Palette dort hintragen müsse.
Nach dieser kurzen Diskussion entschied der Ausschuss, dass das Thema im zuständigen Planungsausschuss am 22. Mai (17 Uhr, Rathaus) weiter beraten werden soll.