Im Ausschuss für Planung, Verkehr und Umwelt hat die beauftragte Expertin gestern Abend den Verkehrsentwicklungsplan vorgestellt, an dem mehrere Jahre gearbeitet wurde. Die Erkenntnis in Kurzform: Es gibt keine Maßnahmen, die kurzfristig deutliche Verbesserungen bringen.
Von Philipp Nieländer für TME
Bild: Nicht nur auf der Düsseldorfer Straße staut sich der Verkehr morgens in Richtung Düsseldorf. Auch die Nebenstraßen, die Berliner- oder wie auf dem Foto die Breslauer Straße, sind verstopft. Foto: Archiv TME
Was dauert noch länger, als Mettmann in der Hauptverkehrszeit von West nach Ost zu durchqueren und ist ähnlich müßig? Über eben diesen Verkehr zu diskutieren. Gestern Abend im Ausschuss für Planung, Verkehr und Umwelt war es mal wieder so weit. Dr. Katja Engelen stellte den nun endlich vollständigen Entwurf des Verkehrsentwicklungsplans vor und brauchte für ihre PowerPoint-Präsentation, die auf viele der Ausschuss-Mitglieder vor allem erschlagend wirkte, knapp eineinhalb Stunden. Beauftragt worden war diese Analyse von der Politik bereits im September 2015, um mehr über aktuelle und vor allem künftige Verkehrsbelastungen und -ströme zu erfahren – und im Idealfall auch Lösungsansätze für Entlastungen präsentiert zu bekommen. 150.000 Euro hat man sich das kosten lassen. Das Ergebnis – knapp vier Jahre später – ist allerdings ernüchternd.
Bereits nach den Zwischenpräsentationen einzelner Bausteine war klar: Es gibt schlicht und einfach zu viel Verkehr in Mettmann – auch zu viel Binnenverkehr. Auch die gestrige Ergänzung um die Bausteine Radverkehr, ruhender Verkehr und ÖPNV brachte keine grundlegend neue Erkenntnisse, die darauf hoffen lassen, dass sich die Verkehrssituation in Mettmann in absehbarer Zeit entspannt.
Ruhender Verkehr
Dr. Katja Engelen hat die Parksituation in Mettmann unter die Lupe genommen – und dafür auch abgestellte Fahrzeuge an verschiedenen Stellen – auch in den Parkhäusern – zählen lassen. Das Problem: Die Zählungen sind alle schon mehrere Jahre alt. Seither wurde das Parkhaus der Königshof-Galerie umgebaut, die Netztrennung vollzogen. So kommt Engelen zu der Erkenntnis, dass die Tiefgarage der Kreissparkasse am Jubiläumsplatz bestens ausgelastet ist. Eine Aussage, die Sparkassen-Filialdirektor Thomas Döring wohl so nicht stehenlassen würde, hat er doch zuletzt über einen deutlichen Rückgang der Nutzerzahlen geklagt. Wenig überraschend: Eine besonders hohe Auslastung haben die Parkflächen im Bereich Düsseldorfer Straße, Beckershoffstraße und Goethestraße. Dort liege sie in der Verkehrsspitze – 10 Uhr morgens – bei 100 Prozent und darüber. Aber auch an der August-Burberg-Straße und Nordstraße liege die Auslastung teilweise bei 85 Prozent. Die Auslastung der Parkhäuser insgesamt betrage 39 Prozent, so Engelen, die sich auch Gedanken über die Parkgebühren gemacht hat.
Die Regelung, 30 Minuten frei parken zu können, sei „sehr großzügig“. Damit habe sie Bauchschmerzen – zumindest ein Bauchkneifen. Daher empfiehlt sie, eine Reduzierung auf 15 Minuten. Die Wahrscheinlichleit, dass die Politik, die zuletzt nach intensiver Diskussion die Brötchentaste gerade wieder auf 30 Minuten verlängert hat, das mitmacht, geht gegen Null. Auch eine Vereinheitlichung der Parkgebühren zwischen Straßenraum und Parkhäusern wird von Engelen empfohlen, was einer Erhöhung der Gebühren gleichkäme. Auch das wird die Politik sicherlich nicht mittragen. Recht viel Zustimmung fand hingegen die Empfehlung der Verkehrsexpertin, ein statisches Parkleitsystem einzuführen. Dieses solle zunächst weiträumig auf die beiden Parkzonen – nördlich und südlich der Netztrennung am Jubi – hinweisen, erst dann weiter differenzieren.
Radverkehr
Dass der Radverkehr keine große Bedeutung in Mettmann hat, machte Engelen mit verschiedenen Zahlen – die größtenteils allerdings von 2013 sind – deutlich. Der Anteil der Radfahrer am Gesamtverkehr liege bei nur zwei Prozent, auch im innerörtlichen Verkehr bei nur drei Prozent. Der Durchschnitt für eine Mittelstadt liege hingegen bei zehn Prozent. An den Entfernungen liege das nicht, so Engelen. Eher an fehlenden definierten Radverkehrsverbindungen, an der „bewegten Topografie“, also den Steigungen, und am fehlenden Bewusstsein für Radverkehr. Die Planerin empfiehlt, Fahrradrouten anzulegen – gestaffelt in Hauptrouten, Nebenrouten und Freizeitrouten. So entstehe ein Radverkehrsnetz. Die Freigabe der Fußgängerzone für Radfahrer empfiehlt Engelen hingegen nicht. Es handele sich um ein Gebiet mit einem Radius von unter 300 Metern, das umfahren werden müsse. Der Umwegfaktor sei somit verträglich. Sinnvoll sei hingegen, weitere Einbahnstraßen in Gegenrichtung für Radfahrer freizugeben. Allerdings seien nicht alle Straßen hierfür geeignet. Die südliche Lutterbecker Straße und die Eichstraße beispielsweise nicht, die nördliche Lutterbecker Straße hingegen schon.
Fußgänger
Anders als bei den Radfahrern sei der Fußgängeranteil in Mettmann hoch, so Engelen – 30 Prozent im Gesamtverkehr bzw. 42 Prpzent im Binnenverkehr – bei einem Durchschnitt von 21 Prozent. Das liege sicher auch daran, dass die Innenstadt von einem Großteil der Wohngebiete in rund einem Kilometer erreichbar sei. Aber auch hier sieht die Planerin jedoch Verbesserungsbedarf. So sollten Ampelschaltungen attraktiver für Fußgänger gemacht werden, indem Wartezeiten verkürzt werden.
Fazit
Das Fazit von Engelen: „Die untersuchten Maßnahmen zeigen keine umfassende Verbesserung auf.“ Es seien lediglich punktuelle Entlastungen möglich, die teilweise aber an anderen Stellen zu Mehrbelastungen führen würden. Eine Chance bestehe lediglich darin, ÖPNV, Fuß- und Radverkehr zu stärken – damit weniger Autofahrten stattfinden. Dezernent Kurt Werner Geschorec sieht ebenfalls „keine Maßnahme, die kurzfristig eine deutliche Verbesserung bringt“. Wenn man beispielsweise die Ampelschaltung an der Kreispolizeibehörde optimiere, dann stehe man nicht mehr 15 Minuten, sondern nur noch 12. „Das merkt der Autofahrer nich einmal.“ Geschorec weiter: „Wenn es nicht gelingt, den Bürgern klar zu machen, dass Autofahrten auf ein Mindestmaß reduziert werden sollten, dann werden wir im Verkehr ersticken. Wenn wir so weitermachen, werden die Staus immer länger und länger.“