Die Macher des Veranstaltungsmagazins haben ob der Absage aller Veranstaltungen viele Werbeanzeigen verloren und könnten nun eigentlich erst mal für einige Wochen den Laden dicht machen. Stattdessen haben sie in wenigen Tagen einen Lieferdienst aus dem Boden gestampft.
Von Philipp Nieländer für TME
Vor 32 Jahren hat Marcuß Westphal das you+me-Magazin ins Leben gerufen und in diesen Jahren gute und schlechte Zeiten erlebt. Eine Situation, wie die aktuelle durch den Corona-Virus, hat der Mettmanner aber noch nie erlebt: „90 Prozent unserer Anzeigenkunden sind Veranstalter, aber welche Veranstalter schalten Werbung, wenn alle Events verboten sind? Eigentlich können wir jetzt alle ein paar Wochen Urlaub machen …“
Statt die Hände in den Schoß zu legen, kam dann am Sonntag aber die Idee, mit der freien Zeit zumindest etwas Sinnvolles anzufangen und für Mettmann einen Lebensmittel-Lieferdienst auf die Beine zu stellen. Westphal: „Viele ältere Menschen sollen soziale Kontakte meiden, benötigen aber Lebensmittel. Auch andere Personen fühlen sich vielleicht wohler, wenn sie nicht in einen vollen Supermarkt müssen.“
Seit Montag glühten dann die Telefone. Jan Runkel vom Rewe-Markt Runkel sagte sehr schnell und unkompliziert zu, dass man über ihn Lebensmittel beziehen kann, wodurch die wichtigste Voraussetzung geschaffen war. Und auch bei allen anderen Stellen stieß Westphal mit seiner Idee auf Begeisterung. Ob beim Ordnungsamt Mettmann, der Kreissparkasse Düsseldorf, einem befreundeten Taxifahrer und schließlich bei der Werbegemeinschaft Mettmann Impulse – alle zeigten sich laut Westphal äußerst kooperativ und hilfsbereit.
Das System funktioniert ganz einfach: Unter der Rufnummer 02104/12345 kann man alle Lebensmittel bestellen, die bei Rewe erhältlich sind und der Einkauf wird dann vom you+me-Team im Rewe-Markt zusammengestellt und zu den Kunden ausgeliefert. Man zahlt die regulären Rewe-Preise plus eine einmalige Pauschale von 10 Euro für den Service. „Auch wenn wir für unseren Service eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 10 Euro nehmen, ist die Haupt-Intention unserer Tätigkeit, Menschen in der Corona-Krise zu helfen“, betont der you+me-Macher.
„Manche haben mich gewarnt, weil es ein Himmelsfahrt-Kommando sei“, einen Lieferdienst innerhalb von zwei Tagen auf die Beine zu stellen“, erklärt Westphal. „Aber vor 30 Jahren hat uns auch niemand zugetraut, dass wir Mettmann mit großen Partys und Events bereichern werden. Auch jetzt wird am Anfang nicht alles klappen. Vielleicht hat jemand Möhrchen in der Einkaufstüte, obwohl er Erbsen wollte. Aber in schwierigen Zeiten sollte dies nicht das Wichtigste sein“, hofft er auf Verständnis. „Personen, die bei Kleinigkeiten gerne und schnell auf all ihre gesetzlichen Rechte pochen, mögen bitte von einer Bestellung absehen und vielleicht besser bei Amazon schauen.“
„Unser Service wurde nicht dafür ins Leben gerufen, um mit einer Bestellung den gesamten Monatsvorrat anzuschleppen und wir unterstützen auch keine Hamsterkäufe“, so Westphal. Bestellt werden sollte das, was man für sieben Tage benötigt. Geliefert werden auch ein bis zwei Getränke-Kisten pro Bestellung. „Und wir schleppen für ältere Menschen auch gerne die Getränke in den 5. Stock. Aber wir sind nicht die Pack-Esel für Leute, die zu bequem sind, Getränke-Kisten selber zu tragen“, so Westphal. Darum werden bei Kunden unter 60 Jahren zwei Euro pro Kiste extra berechnet.
Der Liefer-Service ist so konstruiert, dass es im you+me-Team zu keinem körperlichen Kontakt untereinander kommt. Das you+me-Team kommuniziert nur per Handy untereinander. „Dadurch ist sichergestellt, dass nicht der komplette Service zusammenbricht, falls ein Mitarbeiter erkrankt“, sagt Westphal. „Unsere Fahrer tragen bei der Lieferung einen Mundschutz und desinfizieren sich ständig ihre Hände. Die Fachleute sagen, dass eine Übertragung des Corona-Virus über die Lebensmittel-Verpackung extrem unwahrscheinlich ist.“ Der Mitarbeiter stellt den Einkauf vor der Haus-/Wohnungstür ab. Das Geld sollte – möglichst passend vorbereitet – in einem Tütchen übergeben werden. Über weitere Zahlungsmöglichkeiten kann bei der Bestellung informiert werden.
„Wer weiß, vielleicht sind wir ja schon bald die einzigen, bei denen man noch Klopapier und Nudeln bekommt“, sagt Westphal er mit einem Augenzwinkern. Hamster-Käufe wird es beim you+me-Lieferservice jedenfalls nicht geben. Bestellmöglichkeit: 02104/12345 oder bestellung@youandme.de.