Einen kleinen Schritt zur Normalität machten jetzt die Einzelhändler, die nach Corona-Schließung am Montag wieder öffnen durften.
Von Alexandra Rüttgen, Cordula Hupfer und Valeska von Dolega für die Rheinische Post.
Bild: Manuela Seebold und Gerda Hartfil haben am Montag im Schuhhaus Sienemus in Mettmann vor allem Kinderschuhe verkauft. Foto: Alexandra Rüttgen
In Mettmann war am Montag Samstag: So viele Kunden wie selten an einem ganz normalen Werktag bescherte den Einzelhändlern jetzt die Möglichkeit zur Wiederöffnung ihrer Geschäfte nach der Corona-Kontaktsperre. Gerne nutzten die Mettmanner die Gelegenheit zu einem Stadtbummel oder einem gezielten Einkauf.
Und das belebte die Straßen: Viele Passanten nutzten die Gelegenheit zu einem Schwätzchen, oft mit einer Schutzmaske im Gesicht, immer aber mit passendem Sicherheitsabstand. Im Schuhhaus Sienemus waren vor allem Kinderschuhe gefragt: „Sie sind aus ihren Winterschuhen heraus gewachsen und brauchen jetzt passende Schuhe für den Frühling“, erläutert Manuela Seebold, die wie ihre Kollegin Gerda Hartfil eine bunte Gesichtsmaske aus Stoff trägt. „Wir haben gut zu tun“, bilanzieren beide. Buchhändlerin Ruth Guist schwärmt: „Die Leute sind einfach glücklich. Ich habe den Eindruck, sie haben ein sehr großes Nachholbedürfnis. Jeder freut sich, dass endlich wieder Leben in der Stadt ist.“
Auch Michael Hoffstaedter ist zufrieden: „Ich hatte bis mittags gut zu tun, danach war es ruhiger.“ Ware, die während der Schließung liegen geblieben ist, verkauft er jetzt mit 50 Prozent Rabatt. Der Einzelhändler beobachtet eine neue Gelassenheit bei seinen Kunden: „Es läuft alles viel ruhiger, es kommt keiner mit Hektik hier rein.“
Elke Speck, deren Blumengeschäft in Mettmanns Innenstadt auch in den Tagen zuvor bereits öffnen durfte, freut sich, „dass wir nicht mehr die einzigen sind, die auf haben“. Jetzt findet sie es „schade, dass die Cafés nicht aufhaben dürfen“, das würde die Aufenthaltsqualität noch vergrößern.
Auch Anna Paiano und Anna Futterer von der Parfümerie Becker in der Galerie Königshof beobachten ein Nachholbedürfnis bei ihren gut gelaunten Kunden: „Sie kaufen, was ihnen ausgegangen ist, und vor allem Geschenke.“ Begeistert zeigt sich auch Gabriella Schäfer, die Damenmode verkauft. „Wahnsinn, das ist hier ein Rein und Raus heute“, sagt die Kauffrau. „Dass wir wieder öffnen können, ist nicht nur schön für unsere Kunden, sondern auch für uns, für unsere Seele. Ich bin jedem einzelnen Kunden so dankbar, dass er hier war.“
Eine geringere Frequenz verzeichneten die Geschäfte der Galerie Königshof, was womöglich daran lag, dass viele Kunden nicht wussten, dass auch die kleineren Läden des Mettmanner Einkaufszentrums geöffnet haben. „Die Leute müssen das erst mal realisieren“, vermutet Karin Küchenberg, die bei Cruse Damenmode verkauft. Auch für sie ist die Arbeit unter neuen Bedingungen „noch ein bisschen ungewohnt, wir können nicht so nah wie sonst am Kunden sein“, sagt sie.
Deutlich verhaltener ging es gestern Vormittag an der Bahnstraße in Alt-Erkrath zu. Nur wenige waren unterwegs, um zügig ein paar Einkäufe zu erledigen, viele davon mit Maske. Schlangen mit diszipliniertem Abstandhalten bildeten sich vor allem vor der Bäckerei, aber auch vor „Knopf und Stoff“ war hin und wieder Warten angesagt. Kein Wunder, da sich derzeit viele mit Stoffen eindecken, um daraus Mundschutzmasken zu nähen oder nähen zu lassen. Eine Auswahl mit Stoffresten für diesen Zweck war klugerweise schon direkt vor dem Eingang platziert.
Dass die sonst gut besuchten Cafés noch nicht wieder geöffnet haben, bremste womöglich die Shopping-Lust der Erkrather. Vielleicht warten aber einige bis zur Mitte der Woche, weil sie befürchteten, dass es am Montag einen Ansturm auf die Geschäfte geben könnte. Andere waren womöglich auf dem Weg zum Einkaufen nach Düsseldorf – auf den Straßen und auf der Autobahn war es jedenfalls schon wieder ganz schön voll.
Keinen wirklichen Ansturm auf die Läden gab es in Wülfrath. Zwar tummelten sich einige Mund-Nase-Schutz tragende Bürger entlang der Wilhelmstraße und in den Seitengassen. „Aber die Läden haben ja jetzt wieder auf. Da brauche ich nicht an Tag eins zu kaufen“, erklärten Flaneure wie Petra-Marie Schmidt. „Abstand halten“ war überdeutlich als Bodenmarkierung in allen Geschäften vom Akkustiker bis zur Boutique zu sehen, „wer sich nicht die Hände im Eingangsbereich desinfiziert, kann die Boutique nicht betreten“, erklärte etwa Christiane Springorum. „Wir sind froh, wieder öffnen zu dürfen“, bekannten die Buchhändlerinnen. „Online hatten wir gut zu tun. Aber nichts ersetzt den Kontakt mit den Kunden.“