Diese Entscheidung hat Mettmann-Impulse als Veranstalter am Mittag bekanntgegeben. Es sollen jedoch vorweihnachtliche Einzelaktivitäten stattfinden, die von unterschiedlichen Akteuren organisiert werden.
Von Philipp Nieländer für Taeglich.me
Ingo Grenzstein, Vorstandsmitglied von Mettmann-Impulse, der normalerweise gern frei spricht, las bei der heutigen Pressekonferenz die Erklärung der Werbegemeinschaft zur Blotschenmarkt-Absage vom Blatt ab, da es hier auf Kleinigkeiten und Nuancen ankomme, wie er begründete. Insofern gibt Taeglich.ME die folgenden Passagen auch im Wortlaut wieder:
„Aufgrund der Corona-Situation überlegt das Blotschenmarkt-Team zusammen mit dem Vorstand von ME-Impulse schon seit Monaten, unter welchen Voraussetzungen der Blotschenmarkt stattfinden könnte. Hierzu gab es auch schon viel interne Überlegungen sowie Besprechungen mit der Stadtverwaltung. Üblicherweise werden Verträge mit den Standbetreibern wegen der nachvollziehbaren Planungssicherheit bereits Monate im Voraus geschlossen.
Um nicht vorschnell einen Blotschenmarkt ab- oder zuzusagen, haben wir die Pandemie-Entwicklungen und auch jeweils die dazugehörigen Verordnungen der Landesregierung studiert und diskutiert. Lange hieß es, dass ,Großveranstaltungen‘ bis zum Jahresende untersagt bleiben, obwohl diese Klassifizierung für Weihnachtsmärkte immer schwammig blieb. Uns ist bewusst, dass wir alle Beteiligten sowie die Öffentlichkeit auf eine sehr harte Geduldsprobe gestellt und erst jetzt abschließend unsere Entscheidung getroffen haben. Die aktuellen und zu erwartenden Entwicklungen sowie die neueste Verordnung des Landes NRW, die seit 1. Oktober in Kraft ist, haben gezeigt, dass ein „Abwarten“ unsererseits die richtige Entscheidung war.
Nach aktuellem Kenntnisstand sind für die Genehmigung und Durchführung von Weihnachtsmärkten ein gut durchdachtes Infektionsschutz-, Hygiene- und Zugangskonzept maßgeblich, die die jeweilige Gegebenheit vor Ort berücksichtigt. Unter diesen Voraussetzungen haben wir den diesjährigen Blotschenmarkt auf dem historischen Marktplatz auf den Prüfstand stellen müssen: Durch die Enge des Marktplatzes und die noch einmal durch die Buden verringerte Fläche an Stand- und Laufwegen muss es eine Zugangsbeschränkung zum Markt geben – bedingt durch die vorgegebenen Mindestabstände von 1,5 m von Personen bzw. Einschränkung auf Gruppen von max. 10 Personen. Dazu kommen noch die Forderung nach „abgetrennten Bereichen“ für das Gastroangebot – mit Markierungen kenntlich gemacht, sowie die Vermeidung von Warteschlangen vor den Buden.
Hierzu stellten sich uns mehrere Fragen:
- Wie kann eine geordnete Eintritts- und Austrittssituation gewährleistet werden?
- Wer ist für evtl. Warteschlangen vor dem Marktzugang zuständig, wie wird dort mit den Abständen verfahren?
- Wie wird mit Marktanwohnern und reinen Besuchern der ansässigen Gastronomie verfahren?
- Wie wird eine Notfall-Entfluchtung gewährleistet, wenn es statt üblicherweise fünf nur noch einen Ein- und Ausgang gibt? Zudem ist die Frage von Terrorsperren in diesem Fall weiterhin ungeklärt.
- Ein weiterer Aspekt ist eine mögliche Magnetwirkung, wenn in der Region um uns herum Weihnachtsmärkte abgesagt werden. Das würde bedeuten, dass möglicherweise mehr Besucher erwartet werden, aber sich weniger auf dem eigentlichen Veranstaltungsgelände aufhalten dürfen.
- Zur Sicherstellung der Auflagen ist ein wesentlich höherer Aufwand und höhere Kosten für die Standbetreiber unumgänglich: Spuckschutz an allen Buden, Gesichtsvisiere, Desinfektionsspender an Buden mit gastronomischem Angebot, regelmäßige Reinigung von Kontaktflächen und Verkaufsartikeln, Hinweistafeln mit Hygiene- und Infektionsschutzregeln etc.
- Gleichzeitig sind aber Einnahmeverluste durch eine niedrigere Besucherfrequenz, die sich gleichzeitig auf dem Veranstaltungsgelänge befinden darf, zu erwarten.
- Auch für uns Veranstalter gäbe es höhere Kosten durch zusätzliche Einlasskontrollen, eine erhöhte Toiletten Desinfektion, Besondere Regelungen des Spülmobils, Zusatzpersonal zur Kontrolle der Regelungen etc.
- Abschließend trieb uns noch die Fragen nach unserer Verantwortung um, trotz Einhaltung aller Vorschriften und Auflagen, den Blotschenmarkt nicht doch evtl. zu einem Corona-Hotspot werden zu lassen – zugleich die Unsicherheit, dass sich die allgemeine Lage überregional wieder dahingehend verschärfen könnte, dass im Endeffekt auch der Landesregierung nichts anderes mehr übrigbliebe, Weihnachtsmärkte doch wieder abzusagen.
Diese kompletten Überlegungen haben uns zur einstimmigen Entscheidung gebracht, wegen des zusätzlichen Aufwands und zusätzlichen Kosten für Veranstalter und Budenbetreiber, den Blotschenmarkt 2020 leider abzusagen. Insbesondere der Marktplatz ist unter diesen Voraussetzungen nicht geeignet, einen Weihnachtsmarkt – wenn auch reduziert, mit weniger Buden, ohne Bühnenprogramm, ohne Weihnachtsmannhütte – mit einer annähernden Gemütlichkeit eines üblichen Blotschenmarktes zu organisieren und zudem noch wirtschaftlich zu betreiben.
Wir als bedauern das zutiefst. Nach 48 Jahren muss jetzt ein Blotschenmarkt abgesagt werden. Wir sind alle sehr traurig, dass wir hier absolut keine Durchführungs-Möglichkeit gesehen haben.
Besonders tut es uns auch um die Stände der Mettmanner Vereine leid, die teils einen Großteil ihrer Jahreseinkommen aus dem Verkauf auf dem Blotschenmarkt und auch von Vorführungen auf der Bühne beziehen.
Der Ordnung halber sei noch hinzugefügt, dass auch die Suche nach einem geeigneten Alternativ-Platz in Mettmann zur Durchführung eines Weihnachtsmarktes leider erfolglos geblieben ist.“
Mehr über die alternativen Ideen verschiedener Akteure:
Weihnachtsbeleuchtung
Mettmann-Impulse ist neben dem Blotschenmarkt auch für die Weihnachtsbeleuchtung in der Innenstadt zuständig. Finanziert wird die Beleuchtung zum Teil durch die Lichterparty im Golden K, die allerdings auch wegen Corona ausfallen wird. Grenzstein: „Und wegen der coronabedingten Umsatzverluste des Handels ist in diesem Jahr auch nicht mit einer finanziellen Beteiligung, wie sonst üblich zu rechnen. Dennoch sind wir optimistisch, dass die Innenstadt uneingeschränkt im weihnachtlichen Lichterglanz erstrahlt. Bis jetzt haben schon drei Unternehmen aus Handel und Handwerk ihre Bereitschaft erklärt, die Weihnachtsbeleuchtung großzügig monetär zu unterstützen. Aber es bleibt noch ein großer Restbetrag zu finanzieren.“
Baumschmuck
Nach Informationen von Mettmann-Impulse will die Stadt Mettmann zahlreiche Tannenbäume in der Innenstadt aufstellen. Davon sollen dann auch neun Bäume für Schulen zur Verfügung stehen. Die Schüler können die Bäume mit Selbstgebasteltem schmücken. Solveig Clausen, die normalerweise im Blotschenmarkt-Team für den Baumschmuckwettbewerb zuständig ist, hat sich bereiterklärt, diese Schmuckaktion mit den Schulen zu koordinieren.
Verkaufsstände in der Innenstadt
Einzelne Verkaufsstände in der Innenstadt können aus rechtlichen Gründen nur von einzelnen Betreibern bei der Stadt beantragt werden. Mettmann-Impulse hat der Stadt kostenlose Hilfe und ehrenamtliche Unterstützung bei der Suche von möglichen Betreibern angeboten, u.a. damit es unter Umständen nicht zu einer Sortimentsüberschneidung kommt. Ebenso hätten sich Betreiber, die keinen eigenen Verkaufsstand haben, kostenlos Blotschenmarktbuden ausleihen können. Grenzstein: „Leider liegen uns weder Pläne mit möglichen Standplätzen vor, noch Informationen über Gebühren, Auf- und Abbaukosten, Leihgebühren von möglichen städt. Buden oder Verkaufsständen sowie genehmigungsfähige Öffnungszeiten vor. Wir bedauern das sehr und so bleibt uns lediglich übrig, Interessenten und Vereine, die sich bei uns melden, an die Stadtverwaltung zu verweisen.“ Dennoch, betont Grenzstein, gelte das Unterstützung-Angebot nach wie vor gilt, insbesondere über den 1. November hinaus. Am 1. November ist erster Arbeitstag der neuen Bürgermeisterin Sandra Pietschmann im Rathaus.
Gastronomen der Innenstadt
Grenzstein: „Wir freuen uns, bereits jetzt schon Signale aus der lokalen Gastroszene erhalten zu haben, für den Advent besondere Angebote parat zu halten. Das macht natürlich bzgl. Absage des Blotschenmarktes umso mehr Sinn. Zudem hat die Gastronomie mittlerweile Coronaerfahrung, die sich ein Betreiber eines Verkaufsstandes erst aneignen müsste.“
Initiative ShopKultur ME
Die Initiative, in der sich zahlreiche Händler zusammengeschlossen haben, hat einige Pläne: So soll es in vielen Geschäften ab einem bestimmten Einkaufswert ein Überraschung-Adventstütchen als Geschenk geben, berichtet Cora Fuchs (Miss Fox). Zudem wird es wieder ein Late-Night-Shopping am Freitag, 20. November, bis 21 Uhr geben. Drüber hinaus werden an allen Adventssamstagen die Geschäfte bis 18 Uhr geöffnet haben. Aus Sicht des Handels sei der Blotschenmarkt das wichtigste Fest, so Fuchs. Die Absage sei ein großer Verlust für den Einzelhandel.
Adventürchen
Auch die beliebte Adventürchen-Aktion in der Oberstadt kann in diesem Jahr nicht in gewohnter Form stattfinden, wie Constanze Backes, eine der Organisatorinnen, sagt: 30 oder mehr Kinder auf wenigen Quadratmetern – das sei einfach nicht möglich. Man plane aktuell aber zwei Termine in der Kulturvilla – bei einem dieser Adventürchen-Nachmittage soll gebastelt werden, am anderen soll es ein kleines Bühnenprogramm geben. Angedacht ist, dass über Neanderticket eine Voranmeldung erfolgt. Details werden in Kürze bekanntgegeben.
Weihnachts-Biergarten im „Golden K“
Das für dieses und das kommende Wochenende geplante Oktoberfest im „Golden K“ an der Adlerstraße wurde kurzfristig abgesagt. Als größte Veranstaltung im Veranstaltungsjahr ein herber Schlag für Philipp Demelt und sein Team. Im letzten Jahr kamen 1400 Besucher, für dieses Jahr hatte man – vor Pandemie-Ausbruch – auf 2000 gehofft. Auch wenn ein genehmigtes Konzept vorlag, wolle man nicht riskieren, zu einem Hotspot zu werden, so Demelt, der nun allerdings einen weihnachtlichen Biergarten an den Adventswochenenden plant – bei freiem Eintritt und reichlich Abstand zwischen den Tischen im „Golden K“.